Für eine bessere Erde

    KOMPOTOI AG – Die Marktführerin im Bereich mobile Komposttoiletten revolutioniert die Toilette, indem sie «Human Output» als Rohstoff ansieht, rezykliert und in den natürlichen Kreislauf zurückbringt. Das Zürcher Unternehmen plant Anlagen im öffentlichen Bereich und bietet effiziente und ökologische Sanitärlösungen für Events und Festivals. Soeben wurde der achte Standort eröffnet.

    (Bild: zVg) Die ökologischen Komposttoiletten sind gefragt: Sie brauchen keine chemischen Zusätze, arbeiten wassersparend und machen aus dem «Human Output» einen Bodenverbesserer.

    «Aus den Augen aus dem Sinn» – so funktioniert das Abwassersystem in unserer westlichen Gesellschaft. Mit viel sauberem Wasser lassen wir Schweizer unsere Fäzes und Urin im Abwasserkanal verschwinden. Kompotoi revolutioniert die Toilette, indem sie «Human Output» als Rohstoff ansehen, rezyklieren und in den natürlichen Kreislauf zurückbringen. Herkömmliche Toiletten benötigen 6 bis 9 Liter pro Spülung. Dies entspricht durchschnittlich 41 Liter pro Tag und ganze 15‘000 Liter pro Jahr. Sauberes Wasser ist jedoch auch in der Schweiz zeitweise eine knappe Ressource. In den letzten Jahren gab es unter anderem aufgrund von Wassermangel Ernteausfälle in der Landwirtschaft, tiefe Wasserpegel in Seen und anderen Gewässern, Fischsterben und knappes Trinkwasser in einigen Gemeinden. Weiter muss das «verbrauchte Wasser» kosten- und energieaufwändig gereinigt und wiederaufbereitet werden. Doch nicht nur das. Im von Kompotoi genannten «Human Output» sind wertvolle Nährstoffe vorhanden, die durch den herkömmlichen Prozess verloren gehen. Statt diesen lokalen Dünger zu nutzen, wird er energieaufwendig produziert und importiert. Weiter ist eine kostspielige Infrastruktur nötig, um dieses System zu erhalten. Ein Luxus, welchen wir uns in der Schweiz leisten können. Doch gibt es keine andere Lösung?

    Genau mit dieser Problematik und den damit verbundenen Herausforderungen beschäftigt sich Kompotoi. Das Winterthurer Unternehmen entwickelte umweltfreundliche und geruchsfreie Trockentoiletten auf Kompostbasis (vgl. Nebenartikel). «Wir haben eine spannende Nische gefunden mit einem benutzerfreundlichen Produkt, das überall hinpasst. Es entspricht dem Zeitgeist und wir bieten damit eine handfeste Lösung zur Kreislaufwirtschaft», erklärt Gründer und Geschäftsführer Jojo Casanova-Linder. 

    Eine Lebensphilosophie
    Das Zürcher Unternehmen wurde 2012 gegründet: «Wir haben damals als Verein gestartet. Nachdem unser Konzept mit den Trockentoiletten auf Kompostbasis funktionierte, haben wir 2016 eine Firma gegründet», sagt Casanova.  Auf die Idee, aus «Scheisse» im sprichwörtlichen Sinn «Gold» zu machen, kam der 39-Jährige an einer Veranstaltung des Vereins Permakultur. Der Verein zeigt ökologisch interessierten Menschen, wie man nachhaltig und selbstversorgend das Leben gestalten kann. «Wir wollen eine bessere Erde machen. Aus dieser Vision ist auch unsere Firma entstanden.» Und der gelernte Elektriker fügt an. Er wisse, dass dies idealistisch klinge. Für ihn steckt hinter seinem Unternehmen eine Lebensphilosophie, die er in den letzten zehn Jahren weiterentwickelt und realisiert hat – mit Erfolg.

    So war 2018 die Einführung de Partnersystems ein weiterer Meilenstein. Mit anderen Firmen zusammen wurden neue Regionen für Kompotoi erschlossen. 2022 wurde sogar ein Ableger in Deutschland gegründet. «Damit können wir zahlreichen Unternehmen ausserhalb der Landesgrenze die Möglichkeit bieten, unser Toilettensystem in ihrer Region anzubieten.» Mittlerweile umfasst das Service-Gebiet von Kompotoi acht Standorte in der ganzen Schweiz. Gerade eben wurde der neuste Standort in Thun in Betrieb genommen. Casanova-Linder freut sich über die neue Erschliessung des Espace Mittelland: «Nach Fribourg und Bern sind wir nun auch im Berner Oberland und im Emmental präsent. Dass ein bestehender Partner den neuen Standort eröffnet, werten wir als besonderen Vertrauens- und Partnerschaftsbeweis. Dank des Know-how, das bereits im Unternehmen ist, sind wir zuversichtlich, dass wir im Gebiet rund um Thun sehr rasch Fuss fassen können.» Mit dem neuen Standort in der Werkhalle Thun sowie den bestehenden Standorten in Flamatt (FR) und Martigny (VS) ist Kompotoi damit an drei Orten in der Westschweiz vertreten und beliefert Eventveranstalter, Gemeinden Tourismusregionen mit nachhaltigen Komposttoiletten. 

    Die Vermietung als Kernmarkt
    Kompotoi hat Trockentoiletten für verschiedenste Bereiche entwickelt. Zum einen vermietet das Unternehmen Komposttoiletten für kleine bis grosse Anlässe. Dort werden Toilettenbesucher auf eine spielerische Weise mit Themen wie Wasser, Recycling, Kompost und Kreisläufe im Zusammenhang mit Toiletten vertraut gemacht. Zum anderen werden verschiedenste Trockentoiletten für den Heimgebrauch und fixe öffentliche Toiletteneinrichtungen angeboten. «Unser Kernmarkt ist ganz klar die Vermietung. Ob Kurzzeit für Events oder Langzeit für Gemeinden oder Tourismus bieten wir alles an. Natürlich auch mit verschiedensten Service Optionen.» Ebenso besteht auch eine grosse Nachfrage beim Verkauf. Insbesondere bei Privaten Pferdehöfen, beim Winzer oder für ein Gartenbauer bietet sich ein Kauf von einem Kompotoi an. «Wir haben eine sehr breite Abnehmerschaft. Viele unserer Produkte stehen auf öffentlichen Plätzen, Feuerstellen, bei Spielplätzen, natürlich oft bei Veranstaltungen und Events.» Ebenfalls sind sie stark im Tourismus und erst vereinzelt auf Baustellen anzutreffen. «Aber auch da wird die Nachfrage immer grösser», freut sich Casanova-Linder.

    Produziert werden die mobilen Toiletten in Wolhusen (LU) – fast ausschliesslich aus Holz.  «Momentan sind wir am Bau von 400 Kompotoi’s plus 20 barrierefreie Einheiten.» Neben der Ökologie spielt das Design und die Benutzerfreundlichkeit eine wichtige Rolle. Die Holzhäuschen mit dem Herz in der Türe sind heimelig und stehen für Wertigkeit, Bodenständigkeit und Qualität. «Qualität ist langfristig eine gute Investition, da wir die Produkte dann auch länger Vermieten können», weiss Casanova-Linder. Ein wichtiger Stellenwert haben auch Wartung und Service der Trockentoiletten. Unsere Toilette ist so konzipiert, dass sie möglichst wenig Service braucht und wenn dieser stattfindet, einfach zu handhaben ist», betont Casanova-Linder und ergänzt: «Der Service ist auch ein grosser Part unseres Businessmodels. Damit haben wir regelmässige Aufträge in der ganzen Schweiz.» 

    Noch mehr Standorte im In- und Ausland
    Kompotoi beschäftigt durchschnittlich 20 Mitarbeitende und generierte letztes Jahr rund 3 Millionen Franken. Regionale und die richtigen Partner sowie genügend Kompotoi-Häuschen, um die Nachfrage zu decken, sind die grössten Herausforderungen für das noch junge Unternehmen. Entsprechend ambitioniert sind auch die Pläne von Jojo Casanova-Linder: «Wir wollen in der Schweiz eine marktrelevante Grösse erreichen. Dazu müssen wir sicher noch einen Partner oder Standort in der Innerschweiz und in der Region Aarau finden.» Wichtige nächste Schritte für das innovative Start-up Ebenfalls sind weitere Partnerschaften in Süddeutschland oder in weiteren Ländern zu gewinnen. 

    Corinne Remund 

    www.kompotoi.ch

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    Die mobile Toilette neu gedacht

    Mit den Trockentoiletten auf Kompostbasis wird kein Wasser verschmutzt und keine Chemie benötigt. Stattdessen wird Einstreu verwendet. Wichtig ist, dass dieser kohlenstoffhaltig und saugfähig ist und eine gewisse Struktur hat (kein Sägemehl). Durch die Kompostierung der anfallenden Sekundärressourcen schliesst sich ein wichtiger Kreislauf und wertvolle Nährstoffe werden als «Bodenverbesserer» wiederverwendet. Zudem werden aufwändige und kostspielige Infrastrukturinvestitionen reduziert. 

    (Bild: zVg) Die Kompostierung ist ein komplexer Prozess und es ist wichtig das die Hygiene sichergestellt wird:

    Was sind die Herausforderungen?
    Urin und Fäkalien, der tägliche Gang zur Toilette und die damit verbundenen (Umwelt-) Probleme sind ein Tabuthema.  Dies ist gemäss Jojo Casanova-Linder die grösste Herausforderung für Kompotoi. Zudem gibt es viele Vorurteile gegenüber von Trockentoiletten. So gibt es beispielsweise die falsche Annahme, dass ein Kompost-WC stinkt, was so nicht stimmt.  Überzeugungsarbeit braucht es auch bezüglich der gewonnenen Erde. Diese ist sauber und für den Anbau von Früchten und Gemüsen geeignet. Sie hat mit unseren Ausscheidungen nichts mehr zu tun, was für viele Menschen schwierig nachvollziehbar ist. 

    Die Kompostierung ist ein komplexer Prozess und es ist wichtig das die Hygiene sichergestellt wird: «Bei unseren Kompostierungspartner wird das Material mit anderem organischem Material gemischt und durch Wenden belüftet, sodass eine Temperatur von rund 65° entsteht. So können wir die Hygiene gewährleisten und stabile Humuserde herstellen. Im kleineren Stil geht das auch einfacher schliesslich ist es von der Natur so vorgesehen», erklärt Casanova-Linder.

    Die mobile Toilette ermöglicht auch an abgelegenen Orten einen Zugang zu einer nachhaltigen sanitären Einrichtung. Zudem ersetzt Kompotoi die aus Plastik hergestellten und chemisch betriebenen mobilen Toilettenhäuschen durch eine nachhaltigere Lösung. Die Verwendung von Trockentoiletten minimiert den Wasserverbrauch eines Toilettengangs und verhindert die aufwändige Trennung von Trinkwasser und Ausscheidungen nach dem Gebrauch. 

    pd/CR

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