So gut ist die Schweizer Infrastruktur für E-Autos

    E-Auto-Abo-Anbieter Juicar vergleicht im grossen Ladesäulen-Ranking die Schweizer Städte und Kantone mit der besten Infrastruktur. Überraschend: Die Grossstädte schneiden nur mässig bis schlecht ab.

    (Bild: zVg)

    Die Entwicklung nimmt Fahrt auf! Und das mit immer weniger Benzin oder Diesel. Nach aktuellen Zahlen der auto-schweiz stiegen die Neuzulassungen von Elektroautos im letzten Jahr um mehr als 150% im Vergleich zu 2018. Ein zehn-prozentiger Marktanteil von Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen ist für 2020 damit durchaus realistisch. Doch sind die Schweizer Strassen ebenso bereit für die alternativen Antriebe wie die Autofahrer? In einer Untersuchung hat Juicar, der 2017 gegründeten Anbieter für E-Autos im Abo-Modell, verglichen, wie es um die Verfügbarkeit von Ladesäulen in den Schweizer Städten und Kantonen bestellt ist. Das Ergebnis: Ein unerwarteter erster Platz, die Grossstädte maximal im Mittelfeld.

    Ranking: Zur Erhebung
    Während die Zahl der Tankstellen für Verbrenner offiziell auf 3367 (Stand 1. Januar 2019) beziffert ist, gibt es bei ihren umweltfreundlicheren Pendants, den Ladesäulen, keine einheitliche Angaben. Für einen repräsentativen Überblick führte Juicar die Zahlen von Plugsurfing, Chargemap, Goingelectric und Lemnet sowie der Schweizer Eidgenossenschaft zusammen und setzte die Werte zur jeweiligen Bevölkerungsdichte ins Verhältnis.

    Schwankungen hoch, Kleinstädter im Vorteil
    Die Ergebnisse mögen überraschen. Die meisten Ladepunkte lassen sich demzufolge nicht etwa in den wirtschaftlichen Zentren Zürich (16. Platz), Basel (17. Platz) und Genf (11. Platz), sondern in den Kleinstädten des Landes finden. So können sich die knapp 35.000 Bewohner von Sion im Kanton Wallis über 43 Ladepunkte freuen – mit 1,23 Ladepunkten pro 1000 Einwohner Platz eins im Ranking. Im Vergleich: Die fast identische Anzahl von Bürgern muss sich in der Gemeinde Köniz im Kanton Bern nur acht Punkte teilen – ergibt einen durchschnittlichen Wert von nur 0,19 Stationen auf 1000 Einwohner und den letzten Platz im Ranking.

    Südosten tendenziell stärker
    Signifikante Unterschiede lassen sich auch bei den Durchschnittswerten der einzelnen Kantone beobachten. Deutlicher Sieger ist hier Tessin mit 1,74 Lademöglichkeiten pro 1000 Einwohner, gefolgt von den ebenfalls im Osten gelegenen Appenzell Innerrhoden (1,55) und Graubünden (1,21). Die Kantone Zürich und Genf liegen mit nur 0,27 Ladesäulen pro 1000 Einwohner weit zurück. Noch schwieriger gestaltet sich die Suche für die E-Autofahrer nur in Obwalden (0,08) und Nidwalden (0,05).

    Mehr Ladepunkte mehr Elektroautos?
    Ob mehr Lademöglichkeiten auch eine stärkere Nutzung der grünen Technologie bedeuten, bleibt dabei offen. In Oberwalden, das nur spärlich mit Ladepunkten ausgestattet ist, liegt der Anteil der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen bei vergleichsweise hohen 5,2%. «Was die Erhebung zeigt, ist, dass die Schweizer Infrastruktur deutlich besser ist als ihr öffentlicher Ruf – auch, wenn man von einer konstant flächendeckenden Versorgung noch nicht sprechen kann. Vor allem in den Grossstädten und deren Ballungszentren suchen junge Generationen nach nachhaltigen Formen der Mobilität. Hier müssen Verantwortliche reagieren», fasst Bastian Gerhard, Managing Director des Oyster Labs, zusammen. Im Zürcher Cleantech-Inkubator entstand im Jahr 2017 die Idee für Juicar.

    pd

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