Schweiz steht international gut da

    Der internationale Vergleich zeigt: Die Schweiz schneidet bei den meisten Umweltindikatoren gut oder sogar sehr gut ab. Das gilt aber nicht ausnahmslos.

    (Bild: pixabay) Ein Drittel der Schweiz besteht aus Wald und Berge.

    Um beim Wohlfühlen anzufangen: Gemäss Angaben der Umweltstatistik 2021 ist etwa ein Drittel der Schweizer Landesfläche mit Wald bedeckt. Wenn man überlegt, dass Berge, wo es keine Wälder gibt, ebenso bedeutend sind, ist die Waldfläche ziemlich gross. Sie ist vergleichbar mit jener Deutschlands und Frankreichs und ein bisschen kleiner als jene Österreichs.

    Die Abbildung 1 zeigt die Waldfläche von ausgewählten europäischen Ländern. Sie ist auf dem Stand vom Jahr 2019. Besonders beeindruckend müssen Wälder in Schweden sein, wo sie mehr als zwei Drittel der Landesfläche ausmachen. In den Niederlanden beträgt sie nur 11 Prozent. Und das trotz der Verdichtung.

    Tiefer Bruttoenergieverbrauch
    Abbildung 2 zeigt den Bruttoenergieverbrauch pro Kopf. Sie gibt den Stand vom Jahr 2020 wieder. Diesen rechnet man, indem der Gesamtenergieverbrauch des Landes in Erdöläquivalente transformiert wird – dafür gibt es eine technische Formel. Diese Zahl wird dann durch die gesamte ständige Wohnbevölkerung geteilt. Damit ist ihre Masseinheit Tonnen Erdöläquivalente pro Person.

    Die Grafik zeigt, dass die Schweiz einen Pro-Kopf-Bruttoenergieverbrauch von 2,8 Tonnen hat. Das ist weniger als der Durchschnitt der EU, der bei drei Tonnen liegt. Es ist vor allem viel weniger als in den Nachbarländern, die einen ähnlichen Heizbedarf haben: Frankreich hat 3,3 Tonnen, Deutschland 3,4 Tonnen und Österreich 3,6 Tonnen pro Person.

    (Quellen: BFS; Eurostat; OECD) Abbildung 1 zeigt die Waldfläche von ausgewählten europäischen Ländern.

    Tiefe Treibhausgasemissionen pro Person
    Die Erderwärmung hängt mit den Treibhausgasen zusammen. Deswegen gilt bei diesen Zahlen, dass je tiefer der Wert, desto klimaschonender ein Land unterwegs ist. Die Schweiz hat einen tiefen Wert an Treibhausgasemissionen pro Kopf. Hier wird der gesamte Ausstoss eines Landes in CO2-Tonnenäquivalente umgerechnet – auch dafür gibt es eine technische Formel. Diese Zahl wird dann durch die ständige Wohnbevölkerung des Landes geteilt. Das ergibt den Ausstoss in Tonnen CO2-Äquivalente pro Person.

    Abbildung 3 zeigt die Resultate Stand 2020. Während der EU-Durchschnitt 8,2 Tonnen beträgt, liegt der Schweizer Wert merklich darunter, bei 6,1 Tonnen. Die umliegenden Länder weisen mit Ausnahme Italiens alle einen grösseren Ausstoss aus: Deutschland 10,1 Tonnen, Österreich 9,3 und Frankreich 6,8.

    Der tiefe Ausstoss der Schweiz ist eine gute Nachricht. Noch besser wird er, wenn man ihn mit dem durchschnittlichen CO2-Ausstoss neuer Personenwagen in Gramm CO2 pro Kilometer vergleicht. Dieser wird in Abbildung 4 mit Stand 2020 gezeigt. Die Schweiz weist einen der höchsten Werte aus, nämlich 124 Gramm. Das ist deutlich über dem EU-Durchschnitt von 108 Gramm.

    (Quellen: BFS; Eurostat; OECD) Abbildung 2 zeigt den Bruttoenergieverbrauch pro Kopf.

    Wie kann es sein, dass die Autoflotte einen sehr hohen Wert hat, aber das Land ein niedrigen Ausstoss ausweist? Dazu zwei Erklärungen: Erstens: Die Reduktionsleistungen im Gebäudepark und in der Industrie sind so hoch, dass sie sogar die CO2-intensive Flotte ausgleichen. Zweitens ist der Flottenwert ein Input-Wert – so intensiv sind die Autos, wenn sie fahren. Doch wie oft sie gefahren werden und wieviel sie wirklich – als Output – ausstossen, darüber sagt der Flottenwert nichts.

    Der inländische Materialverbrauch (Domestic Material Consumption – DMC) beschreibt die Gesamtentnahme an direkt verwertetem Material innerhalb einer Volkswirtschaft. Er ist definiert als die jährliche Menge an Rohmaterial, die aus dem inländischen Hoheitsgebiet entnommen wird, zuzüglich aller physischen Einfuhren abzüglich aller physischen Ausfuhren.

    (Quellen: BFS; Eurostat; OECD) Abbildung 3 zeigt die Treibhausgasemissionen Stand 2020.

    Dieser Konsum wird in Tonnen gemessen und dann durch die ständige Wohnbevölkerung geteilt. Die Zahl gibt also den Verbrauch von Biomasse, Metallen, Mineralien, fossile Energieträgern und anderen in Tonnen pro Person und Jahr. Abbildung 5 zeigt wieder den Europäischen Vergleich an und attestiert eine sehr tiefe Zahl für die Schweiz, 10,5 Tonnen pro Kopf. Der EU-Durchschnitt beträgt 13,5. Dänemark und Schweden, die sonst bei den anderen Indikatoren gut, d.h., tief, abschneiden, haben hier Spitzenwerte.

    Vorteil Schweiz
    Diese Zahlen zeigen, dass die Schweiz im internationalen Vergleich sehr gut aufgestellt ist. In den meisten Aspekten ist sie signifikant besser als der Durchschnitt der EU. In vielen schneidet sie auch umweltfreundlicher ab, als die meisten ihrer Nachbarn. Trotzdem ist das kein Grund zum Stehenbleiben. Denn der Vorteil der Schweiz ist die Frucht eines langen Prozesses, der Schritt für Schritt gegangen ist. Weitere Schritte stehen an.

    Henrique Schneider

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