Rauchen gefährdet die Umwelt

    Dass Rauchen der Gesundheit schadet, ist bekannt. Doch nicht nur die Menschen leiden darunter, sondern auch die Natur. 

    Man kann es drastisch auf jeder Packung Zigaretten lesen: Das Rauchen schadet der Gesundheit, es ist sogar tödlich. Das weiss inzwischen jedes Kind. Weniger bekannt sind die Auswirkungen des Rauchens auf die Umwelt. Doch auch sie sind beträchtlich. Ich habe recherchiert und bin auf eine Vielzahl von Umweltproblemen gestossen, die das Rauchen verursacht. 

    Das offensichtlichste Problem sind die weggeworfenen Zigarettenstummel. Doch das Ausmass der Verschmutzung hat mich überrascht. «Weggeschnippte Zigarettenkippen sind weltweit das häufigste Abfallprodukt – und ein riesiges Sondermüllproblem», schreibt der WWF Deutschland. Weltweit werden laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 5,6 Billionen Zigaretten pro Jahr geraucht. Bis zu zwei Drittel davon werden auf den Boden geworfen. Das macht pro Jahr Hunderttausende von Tonnen. 

    Giftiger Müll
    Und diese riesigen Abfallberge sind keineswegs harmlos. Der WWF Deutschland warnt vor «toxischem Sondermüll». In den Zigarettenstummeln finden sich unter anderem Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Formaldehyd, Benzol und sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Und natürlich Nikotin. Dieses ist ein Nervengift. Es landet am Ende oft in Seen, Flüssen und im Meer. «Die Auswirkungen auf Wasser­lebewesen reichen von Genveränderungen und Verhaltensänderungen bis hin zum Tod», so der WWF. Aufgelöst in einem
    Liter Wasser tötet eine einzige Zigarette nach vier Tagen Fische, wie Forscher der Universität San Diego gezeigt haben. Manche Gifte kommen durch die verzehrten Fische auch in die Nahrungskette.

    Hinzu kommt die Umweltbelastung durch die Filter, die meist aus dem Kunststoff Celluloseacetat bestehen. Ihre Zersetzung dauert sehr lange, und die schädlichen Partikel führen bei Fischen, Schildkröten und anderen Meereslebewesen zu Störungen der Verdauung, die tödlichen enden können.

    Monokultur und Düngemittel
    Umweltbelastungen gehen ausserdem vom Tabak-Anbau aus. Gemäss Schätzungen der WHO werden jährlich 6500 Hektar Wald dafür gerodet. «Tabak ist eine empfindliche Pflanze, laugt Böden aus, braucht Pestizide und wird vorwiegend in Entwicklungs- und Schwellenländern angebaut», so der WWF. Die Lungenliga Schweiz schreibt zu dieser Problematik: «Die Tabakpflanze entzieht dem Boden in kurzer Zeit viele Nährstoffe, und das umso mehr, wenn sie wie vielerorts als Monokultur angebaut wird. Zudem ist die Tabakpflanze sehr anfällig für Schädlings- und Pilzbefall. Aus diesen Gründen werden grosse Mengen von Pestiziden und Düngemitteln eingesetzt. Rund 150 Chemikalien sind beim Tabakanbau im Einsatz. Einige davon sind hierzulande in der Landwirtschaft seit längerem verboten, da sie die Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter gefährden und Rückstände im Boden und Grundwasser hinterlassen.» Verbunden damit sind also auch negative soziale Folgen vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Klar gibt der Tabakanbau vielen ein Einkommen. Aber die Arbeiterinnen und Arbeiter – darunter nicht selten Kinder – sind schwierigen und teilweise gesundheitsschädigenden Bedingungen ausgesetzt. Das in den Tabakblättern enthaltene Nikotin ist ein sogenanntes Kontaktgift und kann zu schweren Gesundheitsschäden führen, wenn die Landarbeiterinnen und -arbeiter beispielsweise die nassen Tabakblätter berühren. 

    Enormer Ressourcenverbrauch
    Ein weiterer kritischer Punkt ist der Ressourcenverbrauch, wie in einer Studie des Imperial College in London zu den Umweltwirkungen des Rauchens nachzulesen ist. Gegenüber dem Deutschlandfunk sagte Studienleiter Nikolaos Voulvoulis, Professor für Umwelttechnologie:  «Der Durchschnittsraucher raucht täglich 20 Zigaretten über 50 Jahre hinweg. Dafür braucht er 1,4 Millionen Liter Wasser, eine Anbaufläche von 3.200 Quadratmetern und 1,3 Tonnen Öl an fossiler Energie. Der Raucher verursacht dabei einen Kohlendioxid-Ausstoss von 5,1 Tonnen. Damit ist der Wasserverbrauch des Rauchers zehn Mal so hoch wie der eines Fleischessers. Und: Der Verbrauch an fossiler Energie durch den Raucher ist zehn Mal so hoch wie der eines durchschnittlichen Zuckerkonsumenten.» Insgesamt versursachten die Raucher Klimaschäden wie ganze Länder von der Grössenordnung Israels oder Perus. Auch darüber müssen wir diskutieren, wenn wir über Massnahmen gegen den Klimawandel reden. Um nicht missverstanden zu werden: Als liberaler Politiker geht es mir nicht darum, die Raucher an den Pranger zu stellen. Aber ich möchte darauf hinweisen, dass die Themen «Umwelt» und «Klima» mehr bedeuten als Elektroautos zu fördern oder den Flugverkehr zu verteufeln. Wir müssen lernen, Umweltprobleme ganzheitlich zu betrachten.

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