Geopolitik entscheidet auch für Unternehmen über Erfolg und Misserfolg

    Das 24. Swiss Economic Forum endete mit dem Auftritt des ehemaligen Bundeskanzlers von Österreich, Sebastian Kurz. Während zwei Tagen diskutierten 1350 Schweizer Führungskräfte in Interlaken unter dem Motto «Reaching Out» über den Umgang mit politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen.

    (Bild: ©SEF 2022) Melati Mijsen ist überzeugt: Junge Leute müssen in die Entscheidungsprozesse der Chefetagen einbezogen werden, um die Zukunft des Planeten zu sichern.

    Am 2. und 3. Juni 2022 konnte das Swiss Economic Forum (SEF) in Interlaken mit rund 80 Referierenden aus dem In- und Ausland erfolgreich durchgeführt werden. Die 1350 Teilnehmenden des ausverkauften Forums signalisierten Einigkeit und die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Corine Blesi, Geschäftsführerin des SEF, ist zufrieden: «Es hat sich gezeigt, dass das SEF im Kern ein institutionalisiertes ‹Reaching Out› ist. Die Teilnehmenden profitierten von einem vertieften Austausch und mutigen neuen Denkkonzepten.»

    Mit Leidenschaft und klaren Prioritäten zum Erfolg
    Der Ski-Alpin-Superstar Marco Odermatt gab Einblick in die Gründe seines Erfolgs: Man müsse die Energie im richtigen Moment bündeln können, das sei zentral. Aber wie schafft man das – eine ganze Saison lang, immer wieder? Prioritäten zu setzen, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen, das sei entscheidend. Skifahren auf diesem Niveau bedeute aber auch schlichtweg sehr harte Arbeit und ganz viel Training. Dennoch: «Die Freude und die Leidenschaft sind das Wichtigste», betonte der 24-jährige Nidwaldner.

    Es braucht Regeln, die für alle gelten
    Die Frauenrechtlerin Ayaan Hirsi Ali beobachtet, dass wir im Westen oftmals real existierende Unterschiede zwischen Menschen nicht wahrnehmen wollen oder gar negieren. Dies könne in verschiedener Hinsicht gefährliche Folgen haben. So hätte zum Beispiel der Brexit verhindert werden können, wenn sich die Leader der EU um die Bedürfnisse einer Vielzahl von Leuten in Grossbritannien gekümmert hätten. Ausserdem würde unangemessenes Verhalten im Namen von Minderheitsrechten verteidigt. Insbesondere für Verfehlungen junger muslimischer Männer würden immer wieder Entschuldigungen gesucht, was eine Bedrohung für die Frauenrechte im Westen darstelle.

    Bessere Unterstützungs­infrastruktur für Familien
    Simona Scarpaleggia, die ehemalige CEO von Ikea Schweiz, setzt sich seit Jahren für das Thema Chancengleichheit ein und hat damit bei IKEA sehr viel erreicht. «Studien zeigen eine sehr klare Korrelation zwischen ausgeglichenen Teams und guter Performance», erklärte die Italienerin, die heute in mehreren Verwaltungsräten sitzt, ihr Engagement. Um weitere Fortschritte erzielen zu können, brauche es in der Schweiz dringend bessere Betreuungsangebote für Kleinkinder und insgesamt bessere Infrastruktur zur Unterstützung von Familien, nicht nur für Frauen.

    Wir brauchen ein Gesetz, das Umweltzerstörung unter Strafe stellt
    Eloquent und inspirierend erzählt die Vollzeit-Changemakerin Melati Mijsen, wie sie mit ihrer neusten Initiative «Youthtopia» andere Jugendliche weltweit vernetzt und zum Engagement ausbildet. «Meine Generation hat dank des Internets einfachen Zugang zu Informationen und viele Möglichkeiten, sich auszutauschen und zu organisieren.» Sie stellte drei konkrete Forderungen, um die Zukunft des Planeten zu sichern: Erstens müssten junge Leute in die Entscheidungsprozesse der Chefetagen einbezogen werden. Zweitens müsse das Geschäft mit fossilen Energieträgern sofort eingestellt werden. Und drittens müsse jedes Land Ökozid-Gesetze einführen, die schwere Umweltzerstörung unter Strafe stellen.

    Neutralität ist immer noch der richtige Weg
    Sebastain Kurz habe diesen umfassenden Angriff durch Russland auf die Ukraine definitiv nicht kommen sehen, sagte der ehemalige österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz. In Bezug auf die Rolle Österreichs, sagt er: «Neutralität bedeutet, militärisch nicht einzugreifen. Es heisst nicht, dass man keine Meinung hat. Man kann trotz Neutralität Position beziehen und Sanktionen mittragen.» Angesprochen auf die Korruptionsvorwürfe, die ihn zum Rücktritt vom Kanzleramt zwangen, holte der 35-Jährige weit aus. Er erzählte wie sehr ihm seine jetzige Aufgabe in der Privatwirtschaft Spass mache, und weibelte für Verständnis, dass man in der Position eines Spitzenpolitikers nicht alles richtig machen könne.

    pd

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