Editorial von Dr. Philipp Gut

    Liebe Leserin, lieber Leser

    (Bild: zVg)

    Es ist zwar noch immer Winter, aber die Tage werden länger und in den Gärten zeigen sich schon die ersten Vorboten des Frühlings. Dabei kommt mir das wunderbare Gedicht von Eduard Mörike in den Sinn, das ich einst in der Schule auswendig lernte: «Frühling lässt sein blaues Band / Wieder flattern durch die Lüfte; / Süsse, wohlbekannte Düfte / Streifen ahnungsvoll das Land. / Veilchen träumen schon, / Wollen balde kommen. / Horch, von fern ein leiser Harfenton! / Frühling, ja du bist’s! / Dich hab ich vernommen!»

    Die Natur ist, wie hier vom Dichter besungen, eine Quelle der Lebensfreude und der Inspiration. Damit das so bleibt, müssen wir Sorge zu ihr tragen. Idyll und Realität klaffen oft auseinander. Zum Beispiel in der Vogelwelt. «Gemäss der neuen Roten Liste der Brutvögel sind immer noch rund 40 % der in der Schweiz brütenden Vogelarten gefährdet», teilt die Schweizerische Vogelwarte in Sempach mit. Intensive Landwirtschaft, Feuchtbiotope in schlechtem Zustand und zunehmende Störung setzten den Vögeln weiterhin zu.

    Manchmal können aber schon kleine Beiträge Grosses bewirken. So wurden in den Basler Merian-Gärten neue Brutkästen für die Vögel installiert. Inzwischen gibt es dort mehr als 200 Nisthilfen. Gut die Hälfte sind Kästen für Mehlschwalben und Mauersegler, die unter den grossen Vordächern der Gebäude hängen. Daneben gibt es Kästen für kleinere Höhlenbrüter (Kohlmeise, Blaumeise, Star), riesige Kästen für Turmfalke, Waldkauz und Schleiereule, offene Kästen für Halbhöhlenbrüter (Bachstelze, Grauschnäpper, Hausrotschwanz), Nistrinden für Baumläufer, erdhöhlenähnliche Kästen für Eisvögel und noch einige mehr.

    Wie gezielte Massnahmen helfen können, zeigt sich auch bei der jährlichen Amphibienwanderung, denn auch die rund 5 Millionen Frösche, Kröten und Molche in der Schweiz spüren den Frühling. Sie sind auf dem Weg zu ihren Fortpflanzungsgewässern. Damit die Tiere unterwegs nicht dem Verkehr zum Opfer fallen, suchen Naturschutzvereine und Gemeinden nach freiwilligen Lotsen, die ihnen zu einer sicheren Hochzeitsreise verhelfen. Wir zeigen Ihnen, wie das geht («Lotsen für Frosch-Hochzeitsreisen gesucht»).

    «Retour à la nature», wie es der Philosoph Jean-Jacques Rousseau im 18. Jahrhundert forderte, können wir nicht. Das Rad der Geschichte lässt sich nicht umkehren, aber wir können es im besten Falle klug und weitsichtig steuern. Die modernen Industriegesellschaften müssen nicht im Widerspruch stehen zu einem schonenden Umgang mit der Umwelt. Der menschliche Erfindungsgeist ist nicht zu unterschätzen. Innovative Unternehmen beweisen es Tag für Tag. Die «Umwelt Zeitung» bietet ihnen eine Plattform, um ihre Ideen dem Publikum zu präsentieren.

    In dieser Ausgabe berichten wir neben vielen anderen über die Schweizer Firma Rotauf, die mit einem unkonventionellen Geschäftsmodell erfolgreich in der Outdoorbranche unterwegs ist. Dabei macht das KMU bei der Nachhaltigkeit keine Kompromisse. Die Textilen werden alle in der Schweiz produziert. «Was für uns keinen Sinn ergibt oder Mensch, Tier und Umwelt schadet, machen wir anders – oder wir verzichten ganz darauf», erklärt CEO Peter Hollenstein im Bericht unserer Redaktorin Corinne Remund.

    Neben exklusiven Einblicken in nachhaltiges Wirtschaften bildet die «Umwelt Zeitung» immer auch die aktuellen umweltpolitischen Debatten ab. In der letzten Ausgabe haben wir den Sozialdemokraten Nadine Masshardt und Cédric Wermuth eine Bühne gegeben. In der aktuellen Nummer dürfen wir wiederum zwei prominente Gastautoren begrüssen. Diesmal aus dem liberalen Lager. FDP-Präsident und Ständerat Thierry Burkart fordert in der Energiepolitik Pragmatismus und vorausschauendes Handeln. Nur so könne die Versorgungssicherheit garantiert werden. Tabus und Technologieverbote dürfe es dabei nicht geben.

    Die Versorgung mit genügend Storm ist das grosse Thema der Stunde – und es wird uns auch in den nächsten Jahren weiter beschäftigten. Nationalrat Christian Wasserfallen schreibt in seinem Beitrag, dass die Elektrizität auf fünf Säulen ruhen müsse. Zur Kernkraftfrage schreibt er: «Regulatorisch besteht auch im Kernenergiegesetz Handlungsbedarf. Das Neubauverbot ist eine nutzlose ideologische Scheuklappe.»

    Für Diskussionsstoff ist gesorgt. Bilden Sie sich Ihre eigene Ansicht. Die «Umwelt Zeitung» liefert Ihnen jeden Monat Fakten, Hintergründe und Meinungen in ihrer ganzen bunten Vielfalt.

    Eine anregende Lektüre wünscht

    Dr. Philipp Gut,
    Verleger

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