Page 1 - Umwelt Zeitung - KW 47 - 2022
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AARGAU  І  Dienstag, 22. November 2022  І  9. Jahrgang  І  Telefon: 062 823 83 88  І  Redaktion: 062 822 07 70  І  info@umweltzeitung.ch  І  ag.umweltzeitung.ch  І  Auflage: 149'173 Exemplare


                               CHRISTOPH                                PILOTPROJEKT                              HOCHWERTIGE                               DR. ADRIAN
                               SCHAER                                                                             BAUKULTUR                                 SCHOOP

                              Der suissetec-Direk-                      Der Bellacher Wei-                        Der Neubau des                            Der Unternehmer
                              tor will das Enga-                        her im Kanton Solo-                       Bundesverwaltungs-                        und FDP-Gross-
                              gement bezüglich                          thurn macht es vor,                       gerichtes in St. Gal-                     rat will mit einem
                              erneuerbaren Ener-                        wie ein See nachhal-                      len zeigt eine gute                       «Energy Valley» den
                              gien und Energie-                         tig saniert werden                        städtebauliche und                        Energiekanton Aar-
                              effizienz weiter aus-                     kann.                                     architektonische                          gau noch stärker
                              bauen.                                                                              Lösung.                                   positionieren.
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                          Lebensraum im Kulturland ökologisch aufwerten




          Mit dem Programm Labiola fördert   ckelte sich eine enge Zusammen-                                                                   Beispiel  werden  bei  der  Lancie-
          der Kanton Aargau die gemeinwirt-  arbeit mit Landwirtschaft Aargau,                                                                 rung  eines  kommunalen  Vernet-
          schaftlichen Leistungen der Land-  die  sich  über  die  vergangenen                                                                 zungsprojekts ökologisch prioritäre
          wirtschaft im Kulturland. Verschie-  drei Jahrzehnte sehr bewährt hat.                                                               Lebensräume,  Pflanzen-  und Tier-
          dene Massnahmen und Projekte im   Labiola  ermöglichte  später  auch                                                                 arten definiert. Wir stützen uns dazu
          Bereich  der  Biodiversität  und  der   die  koordinierte  Umsetzung  von                                                            neuerdings auf die Planungsgrund-
          Landschaftsqualität tragen zu einer   den ebenfalls in den 90er-Jahren                                                               lagen der kantonalen Ökologischen
          attraktiven  Landschaft  und  damit   eingeführten landwirtschaftlichen                                                              Infrastruktur. Bei der Ausarbeitung
          zu wertvollen Naherholungsräu-   Ökoprogrammen  mit  den  bereits                                                                    der Bewirtschaftungsvereinbarung
          men im Kanton Aargau bei. Markus   lancierten  Naturschutzprojekten.                                                                 Biodiversität  wird  dann  geprüft,
          Peter  vom  Departement  Finanzen   Wichtige  Erfolgsfaktoren  waren                                                                 ob einer dieser Lebensräume oder
          und Ressourcen, Landwirtschaft   sicher  die  gesamtbetriebliche                                                                     Arten  auf  der  Betriebsfläche  des
          Aargau gibt einen Einblick in dieses   Beratung, die freiwillige Projektbe-                                                          Landwirts bzw. der Landwirtin vor-
          Naturschutzprojekt.              teiligung sowie die angemessene                                                                     kommt  oder  eine  Neuansiedlung
                                           Abgeltung der Ökoleistungen. Eine                                                                   möglich  ist.  Dann  werden  Bewirt-
          «Labiola» ist ein gemeinsames  wichtige Erkenntnis ist, dass Biodi-                                                                  schaftungsmassnahmen zur Erhal-
          Projekt von Landwirtschaft Aar-  versitätsfördermassnahmen dann                                                                      tung oder gezielten Förderung ver-
          gau und der Abteilung Landschaft  gut  und  zielführend  umgesetzt                                                                   einbart. In der Diskussion mit dem
          und Gewässer. Wie ist dieses Pro-  werden,  wenn  sie  sich  optimal                                                                 Landwirt bzw. der Landwirtin wird
          jekt entstanden und welche Bilanz  in  die  Betriebsabläufe  des  Land-                                                              sichergestellt, dass die erwünschte
          können Sie ziehen?               wirts bzw. der Landwirtin integrie-                                                                 Fördermassnahme  auch  wirklich
          Markus Peter: Das Programm geht  ren lassen. 2015 wurde Labiola mit                                                           Bild: zVg  umgesetzt werden kann. Je nach-
          auf  das  Pilotprojekt  «Naturge-  dem  Bereich  «Landschaftsquali-  Mehr als 60 Prozent der direktzahlungsberechtigten Aargauer Landwirt-  dem muss eine alternative Lösung
          mässe  Kulturlandschaft  Fricktal»  tät» ergänzt, um die regionale Viel-  schaftsbetriebe beteiligen sich am Programm. Hier ein Rückzugsstreifen   ausgehandelt  werden,  die  sowohl
          anfangs  der  90er-Jahre  zurück.  falt attraktiver Kulturlandschaften  für Kleintiere.                                              dem  Biodiversitätsziel  entspricht
          Auslöser  war  der  fortschreitende  spezifisch zu fördern.                                                                          als  auch  in  das  Betriebskonzept
          Verlust artenreicher Lebensräume                                  Labiola-BFF verteilen sich auf 174  wirtschaftliche Leistungen der  des Landwirts bzw. der Landwirtin
          in  der  Kulturlandschaft  und  die  Wie gross sind die hochwertigen  Gemeinden mit von Labiola koor-  Landwirtschaft im Kulturland  passt. Die kompetente Beratung ist
          sich  abzeichnende  Biodiversi-  Biodiversitätsflächen im Kanton  dinierten  kommunalen  Vernet-    gezielt gefördert. Wie funktioniert  von zentraler Bedeutung.
          tätskrise.  Initiiert  wurde  das  Pro-  Aargau und wo befinden sie sich?  zungsprojekten.  Vernetzungs-  das konkret?
          jekt denn auch seitens der Abtei-  Im  Kanton  Aargau  werden  projekte  sind  Voraussetzung  für  Als erstes werden im Rahmen der  Wie ist das Echo der Landwirtinnen
          lung  Landschaft  und  Gewässer.  7'935  Hektar  Biodiversitätsför-  den Abschluss einer Bewirtschaf-  kommunalen Vernetzungsprojekte  und Landwirte respektive wie viele
          Das  Ziel  bestand  darin,  die  cha-  derflächen (BFF) nach den hohen  tungsvereinbarung  Biodiversität.  und  den  regionalen  Landschafts-  beteiligen sich an Labiola?
          rakteristische  Kulturlandschaft  Anforderungen  des  Programms  Die grösste Dichte an Labiola-BFF  qualitätsprojekten  die  Biodiver-  Aktuell  haben  wir  1'580  aktive
          und  damit  die  regionstypische  Labiola  gepflegt.  Das  sind  rund  befindet  sich  im  Fricktal  und  im  sitäts-  und  die  Landschaftsziele  Bewirtschaftungsvereinbarungen
          Flora  und  Fauna  des  Fricktals  zu  70 Prozent aller im Kanton Aargau  Reusstal.                 festgelegt. Diese stützen sich auf  im Bereich Biodiversität und 1'510
          erhalten. Von Beginn an war man  angelegter  BFF.  Insgesamt  wer-                                  übergeordnete  Planungsgrundla-  Vereinbarungen  im  Bereich  Land-
          sich  einig,  dass  dieses  Ziel  nur  den 16 Prozent der landwirtschaft-  Mit dem Programm «Landwirt-  gen von Bund und Kanton und wer-  schaftsqualität.
          zusammen mit der Landwirtschaft  lichen Nutzfläche für die Biodiver-  schaft – Biodiversität und Land-  den mit kommunalen bzw. regiona-
          erreicht  werden  kann.  Es  entwi-  sitätsförderung  verwendet.  Die  schaft» (Labiola) werden gemein-  len  Besonderheiten  ergänzt.  Zum        Fortsetzung Seite 3
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