Page 1 - Umwelt Zeitung Aargau - KW 43 - 2022
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AARGAU  І  Dienstag, 25. Oktober 2022  І  9. Jahrgang  І  Telefon: 062 823 83 88  І  Redaktion: 062 822 07 70  І  info@umweltzeitung.ch  І  ag.umweltzeitung.ch  І  Auflage: 149'173 Exemplare


                               CHRISTOPH                                PILOTPROJEKT                              HOCHWERTIGE                               DR. ADRIAN
                               SCHAER                                                                             BAUKULTUR                                 SCHOOP

                              Der suissetec-Direk-                      Der Bellacher Wei-                        Der Neubau des                            Der Unternehmer
                              tor will das Enga-                        her im Kanton Solo-                       Bundesverwaltungs-                        und FDP-Gross-
                              gement bezüglich                          thurn macht es vor,                       gerichtes in St. Gal-                     rat will mit einem
                              erneuerbaren Ener-                        wie ein See nachhal-                      len zeigt eine gute                       «Energy Valley» den
                              gien und Energie-                         tig saniert werden                        städtebauliche und                        Energiekanton Aar-
                              effizienz weiter aus-                     kann.                                     architektonische                          gau noch stärker
                              bauen.                                                                              Lösung.                                   positionieren.
                      Seite 5                                  Seite 10                                  Seite 11                                 Seite 13




                          Lebensraum im Kulturland ökologisch aufwerten




          Mit dem Programm Labiola fördert   die  koordinierte  Umsetzung  von                                                                 ausgehandelt  werden,  die  sowohl
          der Kanton Aargau die gemeinwirt-  den ebenfalls in den 90er-Jahren                                                                  dem  Biodiversitätsziel  entspricht
          schaftlichen Leistungen der Land-  eingeführten landwirtschaftlichen                                                                 als  auch  in  das  Betriebskonzept
          wirtschaft im Kulturland. Verschie-  Ökoprogrammen  mit  den  bereits                                                                des Landwirts bzw. der Landwirtin
          dene Massnahmen und Projekte im   lancierten  Naturschutzprojekten.                                                                  passt. Die kompetente Beratung ist
          Bereich  der  Biodiversität  und  der   Wichtige  Erfolgsfaktoren  waren                                                             von zentraler Bedeutung.
          Landschaftsqualität tragen zu einer   sicher  die  gesamtbetriebliche
          attraktiven  Landschaft  und  damit   Beratung, die freiwillige Projektbe-                                                           Wie ist das Echo der Landwirtinnen
          zu wertvollen Naherholungsräu-   teiligung sowie die angemessene                                                                     und Landwirte respektive wie viele
          men im Kanton Aargau bei. Markus   Abgeltung der Ökoleistungen. Eine                                                                 beteiligen sich an Labiola?
          Peter  vom  Departement  Finanzen   wichtige Erkenntnis ist, dass Biodi-                                                             Aktuell  haben  wir  1'580  aktive
          und Ressourcen, Landwirtschaft   versitätsfördermassnahmen dann                                                                      Bewirtschaftungsvereinbarungen
          Aargau gibt einen Einblick in dieses   gut  und  zielführend  umgesetzt                                                              im Bereich Biodiversität und 1'510
          Naturschutzprojekt.              werden,  wenn  sie  sich  optimal                                                                   Vereinbarungen  im  Bereich  Land-
                                           in  die  Betriebsabläufe  des  Land-                                                                schaftsqualität.  Damit  beteiligen
          «Labiola» ist ein gemeinsames  wirts bzw. der Landwirtin integrie-                                                                   sich  etwas  mehr  als  60  Prozent
          Projekt von Landwirtschaft Aar-  ren lassen. 2015 wurde Labiola mit                                                                  der  direktzahlungsberechtigten
          gau und der Abteilung Landschaft  dem  Bereich  «Landschaftsquali-                                                                   Aargauer Landwirtschaftsbetriebe
          und Gewässer. Wie ist dieses Pro-  tät» ergänzt, um die regionale Viel-                                                              am Programm. Bei einigen haben
          jekt entstanden und welche Bilanz  falt attraktiver Kulturlandschaften                                                               sich  die  Biodiversitäts-  und  Land-
          können Sie ziehen?               spezifisch zu fördern.                                                                       Bild: zVg  schaftsleistungen  gar  zu  einem
          Markus Peter: Das Programm geht                                   Mehr als 60 Prozent der direktzahlungsberechtigten Aargauer Landwirt-  Betriebszweig entwickelt.
          auf  das  Pilotprojekt  «Naturge-  Wie gross sind die hochwertigen  schaftsbetriebe beteiligen sich am Programm. Hier ein Rückzugsstreifen
          mässe  Kulturlandschaft  Fricktal»  Biodiversitätsflächen im Kanton  für Kleintiere.                                                 Ist der Kanton Aargau der erste
          anfangs  der  90er-Jahre  zurück.  Aargau und wo befinden sie sich?                                                                  Kanton mit einem solchen Projekt
          Auslöser  war  der  fortschreitende  Im  Kanton  Aargau  werden  Mit dem Programm «Landwirt-        Lebensräume,  Pflanzen-  und Tier-  oder wie sieht es bei den anderen
          Verlust artenreicher Lebensräume  7'935  Hektar  Biodiversitätsför-  schaft – Biodiversität und Land-  arten definiert. Wir stützen uns dazu  Kantonen aus?
          in  der  Kulturlandschaft  und  die  derflächen (BFF) nach den hohen  schaft» (Labiola) werden gemein-  neuerdings auf die Planungsgrund-  Vereinbarungen  zur  Erhaltung
          sich  abzeichnende  Biodiversi-  Anforderungen  des  Programms  wirtschaftliche Leistungen der  lagen der kantonalen Ökologischen  hochwertiger  Naturschutzbiotope
          tätskrise.  Initiiert  wurde  das  Pro-  Labiola  gepflegt.  Das  sind  rund  Landwirtschaft im Kulturland  Infrastruktur. Bei der Ausarbeitung  gibt  es  natürlich  schon  viel  län-
          jekt denn auch seitens der Abtei-  70 Prozent aller im Kanton Aargau  gezielt gefördert. Wie funktioniert  der Bewirtschaftungsvereinbarung  ger  als  Labiola,  auch  in  anderen
          lung  Landschaft  und  Gewässer.  angelegter  BFF.  Insgesamt  wer-  das konkret?                   Biodiversität  wird  dann  geprüft,  Kantonen. Der Kanton Aargau hat
          Das  Ziel  bestand  darin,  die  cha-  den 16 Prozent der landwirtschaft-  Als erstes werden im Rahmen der  ob einer dieser Lebensräume oder  aber mit dem gesamtbetrieblichen
          rakteristische  Kulturlandschaft  lichen Nutzfläche für die Biodiver-  kommunalen Vernetzungsprojekte  Arten  auf  der  Betriebsfläche  des  Ansatz von Labiola, also der öko-
          und  damit  die  regionstypische  sitätsförderung  verwendet.  Die  und  den  regionalen  Landschafts-  Landwirts bzw. der Landwirtin vor-  logischen Optimierung der ganzen
          Flora  und  Fauna  des  Fricktals  zu  Labiola-BFF verteilen sich auf 174  qualitätsprojekten  die  Biodiver-  kommt  oder  eine  Neuansiedlung  Betriebsfläche mit einer qualifizier-
          erhalten. Von Beginn an war man  Gemeinden mit von Labiola koor-  sitäts-  und  die  Landschaftsziele  möglich  ist.  Dann  werden  Bewirt-  ten Beratung, auf jeden Fall Pionier-
          sich  einig,  dass  dieses  Ziel  nur  dinierten  kommunalen  Vernet-  festgelegt. Diese stützen sich auf  schaftungsmassnahmen zur Erhal-  arbeit geleistet. Dass unser Ansatz
          zusammen mit der Landwirtschaft  zungsprojekten.  Vernetzungs-    übergeordnete  Planungsgrundla-   tung oder gezielten Förderung ver-  nicht  ganz  falsch  ist,  zeigt  sich
          erreicht  werden  kann.  Es  entwi-  projekte  sind  Voraussetzung  für  gen von Bund und Kanton und wer-  einbart. In der Diskussion mit dem  darin,  dass  über  die  Jahre  immer
          ckelte sich eine enge Zusammen-  den Abschluss einer Bewirtschaf-  den mit kommunalen bzw. regiona-  Landwirt bzw. der Landwirtin wird  wieder Labiola-Bestandteile in Bun-
          arbeit mit Landwirtschaft Aargau,  tungsvereinbarung  Biodiversität.  len  Besonderheiten  ergänzt.  Zum  sichergestellt, dass die erwünschte  desprogramme übernommen wor-
          die  sich  über  die  vergangenen  Die grösste Dichte an Labiola-BFF  Beispiel  werden  bei  der  Lancie-  Fördermassnahme  auch  wirklich  den sind.
          drei Jahrzehnte sehr bewährt hat.  befindet  sich  im  Fricktal  und  im  rung  eines  kommunalen  Vernet-  umgesetzt werden kann. Je nach-
          Labiola  ermöglichte  später  auch  Reusstal.                     zungsprojekts ökologisch prioritäre  dem muss eine alternative Lösung            Fortsetzung Seite 3
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