Page 1 - Umwelt Zeitung Rheinfelden - KW 50 - 2021
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Dienstag, 14. Dezember 2021 І 8. Jahrgang І Telefon: 062 823 83 88 І Redaktion: 062 822 07 70 І info@umweltzeitung.ch І www.umweltzeitung.ch І Auflage: 154'085 Exemplare
DORIS GERHARD MICHAEL JÖRG
LEUTHARD PFISTER ROSCHI ACKERMANN
Die Jurypräsiden- Der Zuger National- Der Geschäftsleiter Der Präsident des
tin des «Green Busi- rat plädiert dafür, des Vereins Schwei- Fördervereins H2-
ness Award» will die dass die Schweiz zer Wanderwege Mobilität Schweiz
Unternehmer dazu ihre eigene Klima- über das Wandern – über die Zukunfts-
inspirieren, sich für politik weiterentwi- die beliebteste Frei- perspektiven von
echte Nachhaltigkeit ckelt – notabene mit zeitaktivität der Wasserstoff auf der
einzusetzen. dem Volk. Schweizer. Strasse.
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«Die Natur braucht langfristig gesicherte Flächen»
Die Biodiversität nimmt ab, jede elementen wie Hecken, Ast- und Wasserkanton Aargau. An Aare, Lim-
dritte einheimische Art ist heute Steinhaufen und Trockensteinmau- mat, Reuss und Rhein erholen sich
gefährdet. Ohne wirksame Gegen- ern im Kulturland. Extensive Anbau- die Menschen besonders gern. Kin-
massnahmen drohen in den nächs- möglichkeiten im Ackerbau, Obst- der spielen an Bächen und Pfützen.
ten Jahren im Kanton Aargau viele bau oder Rebbau und die extensive Wanderungen entlang von Flüssen
einheimische Arten auszusterben. Beweidung sollen zusammen mit und Bächen sind beliebt. Weiher und
Matthias Betsche, Geschäftsführer der Landwirtschaft gefördert wer- Feuchtbiotope bieten manch stil-
von Pro Natura, setzt sich mit Leib den. Dies ergänzt unsere bestehen- len Winkel oder kühle Oasen in der
und Seele für die Natur im Aar- den Aktionen, welche die Biodi- Nähe von Siedlungen. Leider haben
gau ein und gibt ihr eine Stimme in versität in den Gewässerräumen wir einen grossen Teil unserer Auen,
der Politik. Hier gibt er einen Ein- beziehungsweise im Wald fördern. Quellfluren, Feucht- und Riedwie-
blick über Schutzgebiete, aktuelle sen, Bäche, Moore und Bruchwälder
Projekte, Herausforderungen und Pro Natura betreut und pflegt über bereits verloren. Das sind unersetz-
zeigt, wo Handlungsbedarf ist. 120 Schutzgebiete im Aargau? Wo bare Lebensräume für Biber, Fisch-
liegt hier der grösste Handlungsbe- otter, Forelle und Äsche, Feuer-
Sie sind seit dem 1. Oktober 2020 darf? salamander, Libelle und Eisvogel.
Geschäftsführer von Pro Natura «Mehr Natur überall» ist die Devise Feuchtgebiete nähren das Grund-
Aargau. Welche Bilanz können Sie von Pro Natura und selbstverständ- wasser, schützen uns vor Über-
bis jetzt ziehen, respektive wie lich auch meine. Konkret bedeutet schwemmungen und sind attraktive
haben Sie dieses Jahr erlebt? dies vor allem mehr und grössere Naherholungsräume. Schaffen wir
Matthias Betsche: Das Schaffen Schutzgebiete. Denn im dicht besie- wieder mehr Feuchtgebiete, gewinnt
mit der Natur und für die Natur – Bild: zVg delten Aargau, wo jeder Quadrat- die Aargauer Landschaft an Attrakti-
das ist eine sehr schöne, berei- Schaffen wir wieder mehr Feuchtgebiete, gewinnt die Aargauer Landschaft meter begehrt ist, braucht die Natur vität. Wenn Bäche wieder frei spru-
chernde Aufgabe. Als Geschäfts- an Attraktivität. Hier die Gipsgrube Ehrendingen. langfristig gesicherte Flächen. Eine deln, lebt die Natur auf. Beleben wir
führer von Pro Natura Aargau grosse Aufgabe ist die Vernetzung die Natur, fördern wir die Lebens-
setze ich mich für den Erhalt unse- Wie steht es um Fauna und Flora im ansprüchen aus. Ohne wirksame der Schutzgebiete, denn Tiere brau- qualität des Menschen ganz direkt.
rer natürlichen Lebensgrundlagen Kanton Aargau? Gegenmassnahmen drohen in den chen wie Menschen eine Infrastruk-
ein. Da merkt man schnell: Es gibt Der Kanton Aargau hat so viel zu nächsten Jahren im Kanton Aargau tur. Sie müssen sich beispielsweise Wie erleben Sie die Zusammen-
viel zu tun! Ich erlebe dabei die bieten. Denken wir nur an das stille viele einheimische Arten auszuster- von Schutzgebiet zu Schutzgebiet arbeit mit den Behörden?
Rolle des Geschäftsführers als Mettauertal, die wilde Reusstal- ben. bewegen können. Mit mehr Schutz- Die Zusammenarbeit mit den Behör-
sehr vielseitig. Sei es das Schaffen landschaft, die freien Ufer des Hall- gebieten und geschickter Besucher- den ist sehr gut. Die Problematik im
neuer Schutzgebiete für die Natur, willersees oder die Schönheit der Welche Projekte konnten in diesem lenkung können wir auch mehr Nah- Naturschutz liegt im Auseinander-
Landkäufe zur Erhaltung von Schoggitaler-Landschaft des Schen- Jahr neu aufgegleist oder erfolg- erholungsraum für die Bevölkerung klaffen zwischen den gegenwärti-
bedrohten Tieren und Pflanzen, kenbergertal. Es sind aber grosse reich weiterentwickelt respektive schaffen. gen Mitteln, die den Behörden zur
das Aufgleisen neuer Naturschutz- Anstrengungen notwendig, um abgeschlossen werden? Verfügung gestellt werden, und der
projekte, das Führen des Betrie- diese Vielfalt zu erhalten. Die Bio- Hervorheben möchte ich hier unsere Welches sind die dringendsten realen Entwicklung der Biodiversität.
bes, die Beratung von Anwohnern diversität nimmt ab, jede dritte ein- neue Aktion Hase & Co Aargau/ Naturschutz-Anliegen im Kanton? Schauen Sie nur schon, wie schnell
und Bauherrschaften, um nur ein heimische Art ist heute gefährdet. Oberaargau. Ziele der Aktion sind Wir brauchen mehr Feuchtgebiete die Nutzungsintensität der Land-
paar Beispiele zu erwähnen – es Schlecht sieht es insbesondere für der Erhalt und die Vergrösserung für Menschen, Tiere und Pflanzen. schaft im Aargau zunimmt.
ist alles dabei. Arten mit spezifischen Lebensraum- von Strukturen und Vernetzungs- Das ist unsere Verantwortung als Fortsetzung Seite 3